Umweltbundesamt Dessau

Auftraggeber: Staatshochbauamt Dessau jetzt: Landesbetrieb Bau, Niederlassung Ost, Dessau

Architekt: sauerbruch hutton architekten, Berlin

Kosten TGA netto €: 6.830.000,00

Leistungszeit: 1998 bis 2005

Leistung: Technische Federführung und Planung, Heizungs- und Raumlufttechnik, Fördertechnik, Simulationsberechnungen, Tageslichttechnik, Energieversorgungskonzepte, Tageslichtsimulation

Preise: DGNB Zertifikat in Gold 2006, RIBA European Award 2006, Green Building 2006, Balthasar-Neumann-Preis 2006, Auszeichnung zum Deutschen Architekturpreis 2005

Innovative Technik und ein ausgeklügeltes Energiekonzept machten es möglich, dem Umweltbundesamt ein beispielhaftes Gebäude hinsichtlich Ökologie und Nutzung regenerativer Energien zur Verfügung zu stellen. Von ZWP wurde ein Gesamtenergieversorgungskonzept entwickelt, welches unter anderem Grundsätze der natürlichen Lüftung über Erdenergie und die Nutzung von Sonnenenergie optimal zur Gebäudearchitektur integriert. Eines der energietechnischen Highlights ist der Einbau des derzeit größten Erdwärmetauschers mit einer Länge von ca. 5 km unter der technischen Federführung von ZWP. Zur Absicherung der innovativen Konzepte erfolgten umfangreiche Simulationen zu Luftströmungen, Anlagenbetrieb, Erdreichkonditionen und Tageslicht.

Erdwärmetauscher

Deutschlands derzeit größter Erdwärmetauscher mit einem ca. 5 km langen Erdregister in 3 m Tiefe ermöglicht die Nutzung der Erdtemperatur zur Konditionierung der Zuluft. Es handelt sich hierbei um ein einfaches technisches System. Die Außenluft durchströmt die im Erdreich verlegten Rohre bevor sie direkt oder nach zusätzlicher Erwärmung dem Gebäude zugeführt wird. Die traditionelle Kälteanlage wird somit ersetzt und die Heizenergie wesentlich reduziert. Die Wärmeleistung der Erdwärmetauscher beträgt im Winter: ca. 86.000 kWh/a, die Kühlungswirkung der Erdwärmetauscher im Sommer: ca. 125.000 kWh/a. Die Auslegung des Systems erfolgte mit dynamischen Rechenprogrammen. Mit Hilfe von strömungstechnischen und thermischen Gebäudesimulationen des Atriums wurden die Abluftöffnungen im Dachbereich und die Nachströmöffnungen in ihrer Lage und Größe optimiert. Die Optimierung führte dazu, dass das Temperaturniveau im Atrium in den Sommermonaten gesenkt wurde. Somit wurden die Überhitzungsstunden in den angrenzenden Büroräumen minimiert.

Solargestützte Kälteerzeugung

Thermische Solarkollektorfelder auf dem Dach sammeln die Sonnenenergie ein. Die installierten Vakuumröhrenkollektoren ermöglichen nahezu ganzjährig eine nutzbare Solarenergie mit Temperaturen von bis zu 100 °C. Diese Wärmeenergie dient als Antriebsenergie für die Adsorptionskältemaschine um Kälteenergie zur Kühlung der EDV Räume und für einige raumlufttechnische Anlagen zu erzeugen. Dabei wird in einer Adsorptionskältemaschine (Leistung 80 kW) durch Verdampfung und Adsorption eines Kältemittels (Silicagel) der gewünschte Kühleffekt bewirkt. Die Regeneration des Sorptionsmaterials erfolgt primär durch solar erwärmtes Heißwasser, das eine thermische Solaranlage mit 354 m² Vakuumröhrenkollektoren liefert. Insgesamt werden rund 160 von 200 kW der erforderlichen Wärme für den Betrieb der Maschine über die Solaranlage erzeugt. Bei Ausfall wird die Differenz aus den Pufferspeichern oder über die Stadtwerke Dessau bereitgestellt. Der Hörsaal wird über eine Kompressionskältemaschine gekühlt.

 

Fotovoltaikanlage

Integrierte Fotovoltaikelemente im gläsernen Atriumdach im Bereich des Forums erzeugen zusätzlich Strom aus Sonnenenergie. Dabei sind die Module nur in der oberen Dachhälfte eingebaut, um eine Verschattung des folgenden Dachelementes zu vermeiden. Die Anordnung der Module wurde dabei so optimiert, dass ein Jahresstromertrag von 24.173 kw/h erreicht wird.

Haustechnisches Konzept

Das UBA wird, soweit möglich mit natürlicher Fensterlüftung belüftet und mit Abwärme geheizt und gekühlt. Die Bibliothek wird mit Hilfe von mittig angelegten Konvektionsschächten natürlich belüftet. Zur unterstützenden Lüftung, Außenluftversorgung und Wärmeabfuhr werden Teilklimaanlagen mit den Funktionen Filtern, Heizen, Kühlen für die Bereiche EDV, Hörsaal, Konferenz vorgesehen. Die Zuluft wird über Quellluftauslässe eingeblasen. Die Anlagen erhalten ein rekuperatives Wärmerückgewinnungssystem mit ca. 70% Wirkungsgrad. Da der Wärmeverlust aus den Büros auf der Innenseite die Atrien temperiert, werden die Wände auf der Innenseite etwas geringer gedämmt. Dafür erhalten die Büros auf der Außenseite eine hochwertige Dämmung. Es ist vorgesehen, die Büros natürlich zu lüften.

In Dessau steht in 40-100 m Tiefe tertiäres Tiefenwasser an. Dieses Wasser hat keine Verbindung mit dem kontaminierten Grundwasser. Das Tiefenwasser wird als saisonaler Wärme-/ Kältespeicher aktiviert. Bedingung ist, daß über das Jahr gesehen, nicht mehr Wärme eingespeichert als im Winter entnommen wird. Diese Bedingung kann durch Zählung und Regelung leicht eingehalten werden. In den verglasten Atrien wird die solare Strahlung zur Temperierung der Atrien genutzt. Dadurch ergibt sich eine Verringerung des Büro-Wärmebedarfs. Steuerung, Schaltung und Regelung des Gebäudes werden über moderne Bus-Technik vorgenommen.

Fotos 1-2: © Jan Bitter I Fotos: © ZWP Ingenieur-AG

Weitere Daten / Wissenswertes

Auszeichnung:
DGNB Zertifikat in Gold
www.dgnb.de

Auszeichnung:
RIBA Award (Royal Institute of British Architects)
www.riba.org

Auszeichnung:
Green Building (EU-Niedrigenergiehaus)
www.eu-greenbuilding.org

Auszeichnung:
Balthasar-Neuman-Preis

Auszeichnung:
Auszeichnung zum Deutschen Architekturpreis 2005