Luitpoldhaus, Stadtbibliothek Nürnberg

Auftraggeber: Stadt Nürnberg

Architekt: Baum Kappler Architekten, Nürnberg

Kosten TGA netto €: 3.900.000,00

Leistungszeit: 2006 bis 2013

Leistung: Planung und Objektüberwachung, Sanitärtechnik, Heizungstechnik, Kältetechnik, Raumlufttechnik, Elektro- und Nachrichtentechnik, Mess-, Steuer- und Regeltechnik

Die Generalsanierung, Umbau und Erweiterung des Luitpoldhauses in Nürnberg wurden im Jahr 2013 nach dreijähriger Bauphase abgeschlossen. Entworfen wurde das neue Gebäudeensemble vom ortansässigen Architekurbüro Kappler Architekten. Nutzer ist nun die Nürnberger Stadtbibliothek, die in den neuen Räumlichkeiten über 700.000 Medien, davon 310.000 als Freihandbestand, beherbergt. Ein zusätzliches breites Spektrum von Lern- und Bildungsangeboten macht die Zentralbibliothek zu einem einmaligen Zentrum für Bildung, Medien, Information und Kultur.

Zu Beginn der haustechnischen Planungen durch die ZWP Ingenieur-AG im Jahr 2006 stand man vor einer ganzen Reihe von Problemen. Der städtebauliche, baukonstruktive und energetische Zustand des bestehenden Gebäudes war vollkommen unzureichend. Die Enge und Dunkelheit in den Räumen, disfunktionale Grundrissstruktur, bauliche und raumakustische Probleme, brandschutztechnische Mängel, sommerliche Überhitzungen und winterliche Kälteeinbrüche, Feuchteschäden in den Untergeschossen sowie immens hohe Energie- und Wasserkosten prägten die damalige Situation.

 

Ziel war es ein energieeffizientes Gebäude zu schaffen, das die Anforderung der EnEV 2009 um mindestens 30 % unterschreitet. Außerdem sollten alle Verbräuche verringert werden. So sanken der Wärmeenergieverbrauch um 50 %, der Stromverbrauch um 20 % und der Wasserverbrauch um 30 % trotzdem eine Flächenerweiterung von etwa 50 % stattfand. Nach dem Abbruch des Mittelbaus, des Daches und des nördlichen Baukörpers entstanden ein moderner, heller Zwischenbau, zwei zusätzliche Geschosse in der Höhe der ursprünglichen Kubatur und ein neues Treppenhaus. Zur Einhaltung der raumklimatischen Anforderungen zählen die weitgehend opake Fassadegestaltung im Bereich der sensiblen Räume sowie der Einbau feuchtespeichernder Materialien. Das Gebäude erhielt eine sehr gute Wärmedämmung. Zur Beheizung des Hauses wird Fernwärme genutzt. Über Kapillarrohrmatten in den Wänden werden die sensiblen Räume mit Grundwasser gekühlt. Das gleiche System wird außerdem verwendet, um den geringen Heizwärmebedarf zu decken. Das Grundwasser wird zur Zuluftkühlung der Freihandbereiche und zur Kühlung der Büroräume im Dachgeschoss via Kühldecken genutzt. Der Freihandbereich erhielt eine hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung. Die Handschriftenmagazine wurden jeweils mit sehr kleinen Lüftungsgeräten inklusive Wärme- und Feuchterückgewinnung ausgestattet. Das Herzstück des von der ZWP Ingenieur-AG entwicklten Energiekonzeptes war ein spezielles Lüftungsgerät, welches mit dem Prinzip der sorptiven Entfeuchtung und adiabatischen Verdunstungskühlung arbeitet. Zur Regeneration der Salzlösung wird Solarwärme verwendet. Die Solaranlage mit einer Fläche von 40 m² wird zusätzlich zur Heizungsunterstützung im Winter eingesetzt.

Eine komplette anlagentechnische Sanierung wurde durchgeführt. Für die Auswahl und Dimensionierung der passiven und minimierten anlagentechnischen Maßnahmen zur Einhaltung der raumklimatischen Anforderungen wurden Raumfeuchte- und Strömungssimulationen durchgeführt. Mit den Ergebnissen wurden die Leistungsparameter und Kennwerte der notwendigen anlagentechnischen Komponenten festgelegt. Strömungssimulationen zur Bauentfeuchtung und Trocknung der sensiblen Räume ergänzten die umfangreichen Voruntersuchungen. Eine umfassende messtechnische Begleitung wurde zur Betriebsoptimierung, Klima- und Systemüberwachung und zum Langzeitmonitoring eingerichtet.

Foto: © Werner Huthmacher

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