Kröpcke-Center, Hannover

Auftraggeber: Bauherr: Mars Propco 3 S. à r.l., Luxemburg

Architekt: Kleihues & Kleihues, Berlin

Kosten TGA netto €: 23.500.000,00

Leistungszeit: 2008 bis 2013

Leistung: Planung und Objektüberwachung, Sanitärtechnik, Heizungstechnik, Sprinklertechnik, Raumlufttechnik, Kältetechnik,  Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Gebäudeautomation, Fördertechnik

Kröpcke Platz, Café Kröpcke, Kröpcke Uhr, Kröpcke Center. In Hannover ist die Kröpcke-Kreuzung, gelegen zwischen Hauptbahnhof und der Staatsoper im Stadtzentrum, eine Institution. Ein Name, der dem Wandel der Zeiten, enormen Kriegszerstörungen und den baulichen Verunstaltungen der 1970er Jahre getrotzt hat. Begonnen hat alles 1869, als der Hofkonditor Georg Robby sein Kaffeehaus in einem gusseisernen Pavillon an die Gabelung Karmarsch- und Georgenstraße bauen ließ. Strategisch günstig, denn zwischen 1845 und 1852 entstand keine 200 Meter entfernt das Königliche Hoftheater, heute die Staatsoper Hannover. Der im Café arbeitende Oberkellner Wilhelm Kröpcke war binnen kurzer Zeit so beliebt, dass der Volksmund nicht nur das Café selbst, sondern gleich die gesamte Kreuzung nach ihm benannte. Eine Legende war geboren. Das Ende des zweiten Weltkrieges hinterließ auch an dieser Stelle seine zerstörerischen Spuren. Erst im Jahr 1949 konnten die Hannoveraner wieder das Café Kröpcke besuchen. Es entstand ein einfacher, schiffsbugähnlicher Flachbau, der genau an der Stelle wie sein Original wiedererstand. Aber auch parallel des Cafés in Richtung Staatsoper klaffte eine Lücke. Wo einst ein klassizistischer Verwaltungsbau von beträchtlicher Höhe stand, baute die Stadt Hannover 1950 ein Provisorium. Es entstand ein zweistöckiges, sachliches Einkaufszentrum, der sogenannte Conti-Block, der Vorläufer des heutigen Kröpcke Centers.

In den 1970er Jahren wurde der gesamte Platz umgebaut. Es entstanden Bauwerke von zeitgeistiger Unansehnlichkeit. Das Café wurde durch einen niedrigen Gebäudekomplex mit bahnhofshallenartigen Halbrunddächern ersetzt, aus dem Conti-Block hingegen wuchs ein Betonriese im Stile des Brutalismus empor. U-Bahn-Haltestellen, weitflächige Treppenanlagen in den Untergrund führend und überdimensionierte Waschbetonoberflächen zum Flanieren bestimmten seit 1972 das Erscheinungsbild.

 

Nach etwa 30 Jahren begann die Stadt Hannover wieder einen städteplanerischen Neubeginn für das Areal. Der unansehnliche Klotz sollte einer passenderen Bebauung weichen. Für einen Neubau sprachen enorm hohe Sanierungskosten, des noch recht jungen Gebäudes, aber auch die Erkenntnis, dass die Hervorhebung eines Verkehrsknotenpunktes im Sinne der 70er Jahre dem Flair eines Innenstadtzenrums nicht zuträglich ist. 2009 begannen dann endlich die Abrissarbeiten des betonierten Monolithen.

Das Berliner Architekturbüro Kleihues & Kleihues legte im Jahr 2008 einen Entwurf für ein neues Einkaufszentrum vor, welches die Formensprache vieler Kaufhäuser der 1930er Jahre aufgreift. Gerundete Ecken, stattliche Geschoßhöhen, Sandsteinoberflächen, hohe Verglasungen. Ein Gebäude, dass sich harmonisch und ansehnlich an diese geschichtsträchtige Straßenkreuzung schmiegt. Die ehemals sichtbare U-Bahn-Zugangslandschaft verschwand nun unter dem Gebäude, das Areal wurde optisch entrümpelt und sauber abgegrenzt.

Zwischen 2009 und 2013 plante die ZWP Ingenieur-AG die technische Gebäudeausrüstung für den Neubau und die sanierungsbedürftigen Reste. Der Umgestaltung ging eine vollständige Entkernung und der Rückbau des Betonhochhauses und der darin verbauten Technik voraus. Im Rahmen der Erweiterung wurde ein Teil der geöffneten U-Bahn-Übergänge baulich geschlossen, was umfangreiche sicherheitstechnische Anforderungen, vor allem die mechanische Entrauchung, mit Entrauchungsmengen von 100.000 m³/h je Rauchabschnitt nach sich zog.

Während der gesamten Dauer der Baumaßnahme war der weiterführende Verkaufsbetrieb einer namhaften Textilkette sicherzustellen. Deshalb mussten nicht nur die technischen Anlagen zur Versorgung der Verkaufsfläche durchgehend betrieben werden, sondern auch die Sicherheitstechnik, wie Brandmeldesysteme, Sprachalarm- und Einbruchmeldeanlagen sowie Überfallschutzsysteme absolut verlässlich funktionstüchtig gehalten werden. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes zog der genannte Verkaufsbereich in einem Zwischenschritt innerhalb kürzester Zeit und ohne Einschränkung in die neu entstandenen Flächen. Für diesen reibungslosen Umzug arbeitete die ZWP Ingenieur-AG ein detailliertes  Inbetriebnahme- und Umschaltszenario der technischen Anlagen aus.

Während der Planungsphase wurden die neuen Techniksysteme so ausgelegt, dass sie die aktuell geforderten energetischen Standards erfüllen. Jedoch konnten im Verlauf der Planung diese Anforderungen durch die Vertiefung energieeffizienter Konzepte sogar unterschritten werden. Deshalb kann man den Sanierungsanteil des Kröpcke-Centers als ein gelungenes Beispiel für eine zeitgemäße Ertüchtigung eines vorhandenen Gebäudes bezeichnen.

Fotos: © Stefan Müller

Weitere Daten / Wissenswertes

Eckdaten:

  • Sanierung bei laufendem Betrieb
  • BGF: 42.000 m²

Technische Fakten:

  • Kühlleistung: 2.500 kW
  • Heizleistung: 2.000 kW
  • Elektr. Anschlussleistung: 2.000 kW
  • Volumenstrom Lüftung: 450.000 m³/h
  • Datenpunkte: 3.300 Stk.
  • Sprinklerköpfe: 3.500 Stk.
  • Aufzüge: 9 Stk.
  • Sanitärobjekte: 45 Stk.

Link zu Bildern während der Bauphase:
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