Biomedizinisches Forschungszentrum Seltersberg, Gießen

Auftraggeber: Hessisches Baumanagement Regionalniederlassung Gießen

Architekt: Behles & Jochimsen Gesellschaft v. Architekten BDA mbH, Berlin

Kosten TGA netto €: 12.000.000,00

Leistungszeit: 2005 bis 2012

Leistung: Planung und Objektüberwachung, Heizungstechnik, Raumlufttechnik, Kältetechnik, Kühlzellen, Gebäudeautomation

Der Neubau des Biomedizinischen Forschungszentrum am Seltersberg (BFS) in Gießen ist schon auf den ersten Blick durch den ungewöhnlichen Grundriss und die farbig gestaltete Außenfassade als besonderes Bauwerk wahrnehmbar. Auf einer Nutzfläche von ca. 13.600 m2 entstanden rund 125 Labore, Büroräume, zwei Hörsäle und weitere Räumlichkeiten für Lehre und Studium.


Die Wärmeversorgung und Kälteversorgung erfolgt aus dem Fernwärmenetz der Stadtwerke Gießen (SWG). Die Lüftungsgeräte für die Laborbereiche und Hörsäle sind je Gebäudefinger platziert und zur Energieeinsparung mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungsanlagen im Kreislaufverbundsystem ausgestattet. Neben den laborüblichen Sonderabluftanlagen für Punktabsaugungen und 24h-Abluft sind spezielle Anlagen für Isotopen- und Virenabluft vorgesehen.

 


In dem Gebäude ist eine Versuchstierhaltung mit angegliederten S1- und S2-Forschungsbereichen untergebracht. Um die laufenden Versuchsreihen nicht zu beeinflussen, muss eine Kontamination der Versuchtiere von außen vermieden werden. Ebenso darf keine Abluft aus dem Bereich, speziell aus den S2-Räumen, ohne Aufbereitung in die Umwelt gelangen. Daher ist neben einer aufwendigen Filterung der Zu- und Abluft, ein spezielles Druckhaltungskonzept vorgesehen und die Lüftungsanlagen wurden zu 100% redundant ausgeführt. Um den hohen Anforderungen an die Dichtigkeit und Materialbeständigkeit zu entsprechen, wurden alle Lüftungskanäle aus Edelstahl gefertigt und vor Ort verschweißt. Die Aufstellung der Filter und Regelorgane erfolgt außerhalb des eigentlichen Versuchsbereichs, um eine unabhängige Wartung und Bedienung zu gewährleisten. Noch höhere Anforderungen an die Lüftungstechnik wurden im S3-Bereich gestellt. Dieser wird vollständig im Unterdruck zur Umgebung gehalten und ist nur über Schleusen mit Umkleiden zugänglich. Wegen der Anforderungen an die Gasdichtigkeit der Raumumschließung werden alle ein- und austretenden Leitungen und Kabel über gasdichte Durchführungen geführt. Der Unterdruck wird ständig überwacht und über die Lüftungsanlage nachgeregelt. Die Abluft wird über spezielle Filterboxen innerhalb des S3-Bereichs geführt.


Eine weitere Besonderheit stellt die Elektronenmikroskopie dar. Die besonderen Anforderungen an die Entfeuchtung der Zuluft für die teilweise über flüssigen Stickstoff gekühlten Geräte werden durch eigene Kältemaschinen, die niedrige Oberflächentemperaturen mittels Direktverdampfern gewährleisten, erfüllt. Es kommen Textilauslässe nach dem Quellluftprinzip mit einem speziellen Umluftkonzept zum Einsatz, um die benötigten besonders niedrigen Luftgeschwindigkeiten trotz hoher Wärmelasten in den Mikroskopräumen zu erreichen.

Fotos 1 bis 5: © Marcus Bredt
Fotos: © Solveig Böhl (ZWP Ingenieur-AG)

Weitere Daten / Wissenswertes

Besonderheiten:

  • S3-Labor
  • Elektronenmikroskopie
  • Reinraum