Neubau Hauptverwaltung HDI-Gerling, Hannover

Auftraggeber: Riethorst Grundstücksgesellschaft mbh vertreten durch: Ampega Gerling Immobilienmanagement GmbH

Projektsteuerung: Witte Projektmanagement GmbH, Hamburg

Architekt: Ingenhoven Architekten GmbH, Düsseldorf

Kosten TGA netto €: 31.500.000,00

Leistungszeit: 2008 bis 2011

Leistung: Planung LP 1-7 und Begleitung der Objektüberwachung (LP 8), Sanitärtechnik, Heizungstechnik, Sprinklertechnik, Raumlufttechnik, Kältetechnik, Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Geothermie, Thermische Simulation und Geothermiesimulation

Auszeichnung: Sprinkler Protected-Award der bvfa, 2013

In der Landeshauptstadt Hannover entstand zwischen 2008 und 2011, im Stadtteil Lahe in direkter Nähe zur bestehenden HDI-Gerling Zentrale, ein neues Bürogebäude mit circa 2.000 Arbeitsplätzen. Das Grundstück befindet sich an der Kreuzung Riethorst und Kirchhorster Straße und wird zum Naturschutzgebiet durch den Laher Graben abgegrenzt. Das zentrale Element des Gebäudes ist das quadratische Atrium, welches sich über alle fünf Oberschosse erstreckt und mit einem Glasdach überragt wird. An das Atrium gliedern sich vier Erschließungskerne. In den Obergeschossen sind, von den Kernen abgehend, die Bürobereiche als schlanke Finger gruppiert. Im Erdgeschoss befinden sich, losgelöst vom Grundriss der Obergeschosse, die Sonderfunktionen wie Empfang, Konferenzzentrum, Kindertagesstätte, Gebäudedienste sowie Casino und Gästebewirtung. Im Untergeschoss befinden sich die Lager-, Archiv- und Technikflächen direkt unterhalb des zentral gelegenen Atriumbereiches. Um den zentralen Kern herum, unterhalb des Atriums, sind die Parkplätze der nahezu quadratischen Tiefgarage angeordnet.

 

Bereits in der Wettbewerbsphase wurde vom Planungsteam Ingenhoven Architekten und der ZWP Ingenieur-AG ein ressourcenschonendes Gebäudekonditionierungskonzept entwickelt, welches einen Primärenergiebedarf für Heizen, Kühlen, Lüften und Beleuchten von weniger als 100 KWh/m² NF aufweist. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das unter dem Grundstück liegende Erdreich als saisonaler Pendelspeicher genutzt. Hierzu wurden etwa 80 Bohrungen mit einer Länge von jeweils 99 m in den Untergrund vorgebracht und mit Wärmeträger Fluid durchflossenen Rohren ausgestattet. Mit deren Tauscherfläche kann die überschüssige Wärme des sommerlichen Gebäudebetriebes in den Untergrund eingebracht werden, um sie im Winter für die Beheizung des Gebäudes wieder zu entnehmen. Als Wärmeübertragung zum Raum hin werden die Betondecken genutzt, welche von wasserdurchflossenen Rohren aktiviert werden.  

Mit dieser großen Heiz- oder Kühlfläche reichen hohe Kaltwassertemperaturen von 18°C und niedrige Heizwassertemperaturen von 26°C bereits vollständig zur Klimatisierung der Räume aus. Bedingt durch diese optimalen Systemtemperaturen kann im Kühlbetrieb bis in den Mai hinein ohne Kältemaschine gekühlt werden. Für den Heizbetrieb ist zwar ganzjährig eine Wärmepumpe notwendig. Da der Temperaturunterschied zwischen Wärmequelle und Wärmesenke jedoch sehr gering ist, arbeitet diese mit einer sehr guten Leistungszahl von mehr als 4,0. Mit Hilfe der Geothermie kann insgesamt etwa 80% des zur Beheizung notwendigen Wärmebedarfes abgedeckt werden. Lediglich der Restbedarf von 20% muss über Fernwärme abgedeckt werden, die in Hannover sehr effizient mit Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt wird. Abgerundet wird das ressourcenschonende TGA-System mit speziellen Lüftungsgeräten (DEC-Technik), die in der Lage sind, die Außenluft zu kühlen und zu entfeuchten, ohne auf elektrische Kompressionskältemaschinen als Kaltwasserlieferant angewiesen zu sein. Als Antriebsenergie wird hierzu lediglich die im Sommer anfallende Abwärme der Kraft-Wärme-Kopplung (Fernwärme Hannover) benötigt. Da diese Wärmelieferung weder für die Netzkosten noch für die Erzeugungskosten beim Versorgungsunternehmen von Belang ist, wird diese „Abwärme“ relativ preiswert zur Verfügung gestellt.

Fotos: Bild Nr. 1 (Atrium): © H.G. Esch | alle weiteren Fotos: © Solveig Böhl (ZWP Ingenieur-AG)

Weitere Daten / Wissenswertes

Auszeichnung:
Sprinkler Protected-Award der bvfa

Mehr lesen:
www.bvfa.de

Technische Fakten:

  • Primärenergiebedarf <100 kWh/m²NF
  • 6300m Geothermiesonden
  • 63 Bohrungen
  • 30.000m² Bauteilaktivierung
  • 650.000m³/h Lüftung im Maximalfall
  • 2,8 MW Heizleistung
  • 1,5 MW Kühlleistung
  • BGF 78.000m²